Schmerzen in der Brust - Brustschmerzen
Brustschmerzen können sehr viele unterschiedliche Erscheinungsformen haben, die auf eine Vielzahl von meist harmlosen, zuweilen aber auch bedenklichen Ursachen zurückzuführen sind.
Anhand der Symptome, der Lage, der Umstände und Dauer des Schmerzes lässt sich das Problem in etwa „orten“: Handelt es sich um Ziehen, Stechen oder Druck in oder auf der Brust? Wo und wann tritt der Schmerz auf?
Die meisten Fälle von Brustschmerzen sind tatsächlich kein Grund zur Beunruhigung. Schlichtes Abwarten oder einige Hausmittel helfen. Lediglich wenn die Schmerzen immer wiederkehren, anhalten, unerträglich stark oder zusammen mit bestimmten anderen Symptomen auftreten, sollten die Betroffenen einen Arzt aufsuchen.
Brustschmerzen – vor oder hinter dem Brustbein?
Betrifft der Schmerz die weibliche Brust oder stand am Vortag ein erster Besuch im Fitnessstudio an? Oder gar schweres Heben, etwa bei einem Umzug?
Im ersten Fall geht der Brustschmerz auf zyklische Hormonschwankungen zurück, im zweiten Fall kann es sich um eine Muskelverspannung, Muskelkater, schlichte Überanstrengung oder sogar ein Bandscheibenproblem handeln, nicht um eine organische Fehlfunktion.
Ein dritter Schmerzauslöser beschränkt sich allein auf die Haut: Bricht Gürtelrose aus, die auf den gleichen Erreger zurückgeht wie Windpocken, nämlich das Varicella-Zoster Virus, tritt der typische gürtelförmige Ausschlag häufig auf einer Seite der Hautoberfläche der Brust auf. Der Schmerz ist erheblich und strahlt bis tief in den Brustkorb hinein aus. Der Arzt verabreicht dann Medikamente, die die Ausbreitung des Virus eindämmen.
Mastodynie – Schmerzen der weiblichen Brust
Fast jede Frau ist irgendwann von der Pubertät bis zur Menopause davon betroffen: Die Brüste spannen und schmerzen, teilweise bilden sich Gewebeverhärtungen. Meist treten die Beschwerden kurz vor der Monatsblutung auf, hängen also vom weiblichen Zyklus ab. Mediziner sprechen von Mastodynie. Im Gegensatz dazu werden nicht hormonbedingte Veränderungen und schmerzhaftes Brustgewebe als Mastalgie bezeichnet. In seltenen Fällen können von solchen Wucherungen und Schmerzen vereinzelt auch Männer betroffen sein.
Beide Arten von Beschwerden können ein- oder beidseitig auftreten. Erschreckend ist es, wenn sich zeitweilig kleine, vereinzelte tastbare Knötchen im Brustgewebe der Frau bilden – doch in den weitaus meisten Fällen sind solche Veränderungen gutartig und verschwinden im Laufe des Zyklus wieder ebenso spontan, wie sie aufgetreten sind. Weil bei älteren Frauen das Binde- und Drüsengewebe der Brust sich zugunsten des Fettgewebes zurückbildet, entfällt mit der Zeit auch die Entstehung der beschriebenen Knötchen.
Schmerzen in der Brust: Nicht zwangsläufig gefährlich
Auch Schmerzen, die sich anfühlen, als kämen sie tief aus dem Inneren des Brustkorbes, gehen meist lediglich auf muskuläre Verspannungen zurück, ausgelöst etwa durch eine ständig verkrümmte Sitzhaltung vor dem Bildschirm oder auf bestehende orthopädische Rücken- und Schulterprobleme.
Auch akute Überanstrengung kann schmerzhaft auswirken, die Beschwerden vergehen jedoch meist innerhalb weniger Tage.
Ebenso können Stress und psychische Belastungen großes Unbehagen verursachen. Nicht umsonst kennt der Sprachgebrauch Begriffe wie „Es drückt mir das Herz ab“ oder auch „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, wenn eine beklemmende Situation sich endlich auflöst.
Eine gebrochene Rippe kann zwar sehr wehtun, ist jedoch vergleichsweise harmlos und heilt meist von alleine. Der Arzt kann rasch den Unterschied zu lebensbedrohlichen organischen Vorfällen feststellen, falls nicht ohnehin ein Unfall die offensichtliche Ursache ist.
Schmerz auf der rechten oder der linken Brustseite
Eine ganze Reihe von Symptomen, die gepaart mit Brustschmerz auftreten, geben Hinweise auf Herz-Kreislauferkrankungen. Vor allem bei Schmerzen, die sich bis in die Arme und Schultern ausbreiten, bei Atembeschwerden, Beklemmungen, Übelkeit oder Husten liegt der Verdacht auf eine organische Störung nahe, auf Lungen- oder Herzerkrankungen oder gar Gefäßverschlüsse.
Relativ harmlose Ursachen können allerdings ebenfalls zu Schmerzen sowohl rechts als auch links führen. Ärztlicher Rat und Hilfe sind in diesen Fällen angebracht, auch wenn die Lage nicht lebensbedrohlich ist:
- Sodbrennen lässt Magensäure aufsteigen. Relativ starke Schmerzen können dabei rechts oder links im Brustkorb auftreten und bis in den Hals ausstrahlen, begleitet von saurem Aufstoßen.
- Bei einer erworbenen Zwerchfellhernie treten einseitig starke Schmerzen in der Brust auf, gepaart mit Sodbrennen, Atem- und Schluckbeschwerden. Meist ist die Ursache ein Zwerchfellbruch, eine Hiatushernie, oft an der Stelle, an der die Speiseröhre in den Magen übergeht: Der obere Magenteil drückt dann durch das Zwerchfell hindurch in den Brustraum und sorgt hier für das beschriebene Ungemach. In extremen Fällen kann die Öffnung im Zwerchfell mit einem chirurgischen Eingriff verkleinert werden.
- Verspannungen, Muskelkater, Nervenentzündungen: Durch sie ausgelöste Schmerzen reagieren auf bestimmte Bewegungen und klingen nach wenigen Tagen wieder ab.
- Wirbel- und Bandscheibenprobleme und –blockaden können ebenso beängstigend schmerzhaft sein wie eine Angina Pectoris, sind aber nicht lebensbedrohlich. Eine eindeutige Diagnose beruhigt den Patienten. Physiotherapie, Wärmepflaster oder eine Spritze vom Arzt gegen den Schmerz und zur Lockerung der verspannten Strukturen schaffen schnelle Linderung.
- Verschiedenste Beschwerden mit Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse können vom Oberbauch aus schmerzhaft auf den rechten oder linken Brustraum ausstrahlen und lassen so zunächst andere Ursachen vermuten.
- Beim Römhild-Syndrom sammelt sich Gas im Bauchraum an und drückt von unten schmerzhaft gegen das Zwerchfell – die Symptome sind dann ebenfalls ähnlich denen einer Angina pectoris.
- Das Tietze-Syndrom ist recht selten, tritt aber gern in der Folge von Unfällen oder körperlicher Überlastung auf. Es äußert sich ebenfalls in spontanen rechts- oder linksseitigen Brustschmerzen. Diese gehen zurück auf Entzündungen und Schwellungen an den oberen Rippenknorpeln. Der Schmerz strahlt eventuell in Schulter und Arm aus, wird bei bestimmten Bewegungen oder beim Einatmen stärker.
Unbedingt abklären lassen: Einseitige Brustschmerzen mit Begleitsymptomen
- Speiseröhrenentzündung oder Speiseröhrenriss: Durch starken Druck, beispielsweise durch heftiges Erbrechen, kann die Speiseröhre reißen. Dies sowie eine Entzündung der Speiseröhre können unter anderem auch heftige Schmerzen auf der rechten oder linken Brustseite zur Folge haben.
- Lungenerkrankungen, wie beispielsweise eine Lungenentzündung, können sowohl auf der rechten als auch auf der linken Brustseite zu starken, stechenden Schmerzen führen. Weitere Hinweise sind Atemnot, Husten, Erstickungsgefühle. Die Stiche in der Brust sind jeweils mit dem Ein- oder Ausatmen verbunden. Eine Lungenembolie hat ähnliche Symptome. Sie wird durch ein Blutgerinnsel erzeugt, das ein Blutgefäß in der Lunge verstopft. Beim Pneumothorax, wie er durch einen Unfall ausgelöst wird, lässt ein Riss im Rippenfell Luft an die Lunge, so, dass diese zusammengedrückt wird.
- Bei Lungenkrebs sind die Brustschmerzen ebenfalls von Atemnot, Husten, Heiserkeit und eventuell blutigem Auswurf begleitet.
- Das Mittelfell, das beide Lungenflügel trennt, kann sich infizieren und entzünden: Die Folge sind hohes Fieber, Bewusstseinsstörungen und starke Schmerzen.
- Bei einer Brustfellentzündung schmerzt der Brustkorb rechts- oder linksseitig und die Schmerzen steigern sich beim Einatmen und Husten. Fieber und Husten sind typische Begleiterscheinungen.
Linksseitige Brustschmerzen und ihre Ursachen
Weil das Herz auf der linken Brustseite sitzt, sollten bei anhaltenden Schmerzen im linken Brustbereich immer auch das Herz und der Kreislauf untersucht werden. Mögliche Schmerzursachen sind
- Verengte Herzkranzgefäße, Angina Pectoris, die gepaart mit Atemnot, Herzstechen, Beklemmungs- und Enge-Gefühlen einhergehen. Typisch dabei ist ein Abklingen der Schmerzattacke schon innerhalb weniger Minuten.
- Auch Herzklappenfehler oder eine
- Herzbeutelentzündung, oft ausgelöst durch Viren, angezeigt durch Kurzatmigkeit und Fieber, können Brustschmerzen auf der linken Seite auslösen.
- Bei einem Herzinfarkt verstopft ein Blutgerinnsel eines der Herzkranzgefäße, der Herzmuskel wird partiell nicht mehr durchblutet und stirbt daher ab. Stechen, Enge in der Brust und Atemnot, die klassischen Ausstrahlungsschmerzen in die linke Schulter und den linken Arm bis in den Hals oder den Unterkiefer sind deutliche Anzeichen, ebenfalls Schweißausbrüche, Unwohlsein und Angstzustände. Bei Frauen strahlt der Schmerz dann häufig bis in den Oberbauch aus.
- Wenn zu hoher Blutdruck oder Herzrhythmusstörungen ihre Höhepunkte erreichen, kann dies typischerweise auch Atemnot und Brustschmerzen linksseitig zur Folge haben. Wer einen solchen Befund hat, sollte bei derartigen Symptomen sofort medizinische Hilfe holen.
- Eine Aortaklappenverengung oder eine Aoratklappendissektion – ein Gefäßband der Hauptschlagader reißt – lösen Schmerzen auf der linken Brustseite bis in den Rücken und die Beine aus. Bei der Aortaklappendissektion besteht akute Lebensgefahr.
Meist kein Grund zur Besorgnis
In den weitaus meisten Fällen machen Brustschmerzen zwar Angst, gehen aber nicht auf lebensbedrohliche Ursachen zurück. Gefährliche Ursachen lassen sich in den meisten Fällen ausschließen, wenn
- Begleitsymptome wie Atemnot, Schweißausbrüche, Fieber, Husten, Übelkeit ausbleiben
- das Schmerzzentrum nicht hinter dem Brustbein sitzt
- die Beschwerden beispielsweise mit dem Monatszyklus der Frau, mit einer Schwellung und Spannungsgefühlen in der weiblichen Brust einhergehen
- körperlich ungewohnte Belastungen oder Stürze vorangegangen sind
Zum Arzt gehen sollte man jedoch auf jeden Fall,
- wenn die Schmerzen unerträglich heftig werden, wenn sie hartnäckig anhalten oder immer wiederkehren
- wenn die Beschwerden auf andere Körperregionen ausstrahlen und sich nicht mehr gut lokalisieren lassen
- wenn mehrere auffällige Begleitsymptome auftreten
- wenn bereits Herz-Kreislaufprobleme des Patienten bekannt sind